Monat: Oktober 2009

5 Jahre Ubuntuusers.de

Ubuntu Love

Heute vor 5 Jahren, am 16.10.2004, wurde die Community Ubuntuusers.de ans Licht der Öffentlichkeit gebracht und ich war der dritte registrierte Ubuntuuser, wenn auch seitdem nicht sehr aktiv als Schreiberling.

Zur Feier des Tages gibt es ein Interview mit Sascha, dem Gründer, und von mir einen herzlichen Glückwunsch. Auf die nächsten 5 Jahre!

Angriff auf die Freiheit – Rettet die Grundrechte! (Update)

Gerhart Baum und Ilija Trojanow auf der Frankfurter Buchmesse am 15.10.2009. (Screenshot: ZDF)

Gestern gab es anläßlich der Frankfurter Buchmesse ein Gespräch mit Gerhart Baum und Ilija Trojanow, die beide kürzlich ein Buch zum Thema Sicherheit und Freiheit und warum sich beides ausschließt herausgebracht haben. Das Werk von Trojanow, „Angriff auf die Freiheit„, das er zusammen mit Juli Zeh geschrieben hat, habe ich bereits vorgestellt und es liegt noch immer angelesen auf meinem Nachtschrank. „Rettet die Grundrechte!“ von Gerhart Baum (FDP), Bundesinnenminister von 1976 bis 1982 unter Helmut Schmidt, geht in die gleiche Richtung und daher bestand zwischen den Autoren eine große Übereinstimmung. Es ging auf der Buchmesse verständlicherweise auch mehr um die Vorstellung der Bücher als um eine kontroverse Diskussion. Dafür liefern die Autoren aber gute Zusammenfassungen aus ihren Büchern und Denkanstöße für die, die noch immer nicht erkannt haben, warum das Thema so imens wichtig ist..

Hier kann man das Gespräch noch einmal als Video sehen oder dort zum Hören herunterladen. 30 Minuten Lebenszeit, die mal sinnvoll angelegt sind und unbedingt investiert werden sollten.

Trojanow unterstützt ja offen die Piratenpartei, Gerhart Baum ist leider vertraglich an die FDP gebunden, ist dort aber ein wichtiger Verbündeter. Er war zu der Zeit Bundesinnenminister, die als „Deutscher Herbst“ in die Geschichte einging. Ich würde gern wissen, wie er die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen in Bezug auf die Bürgerrechte einschätzt, dazu werden wir hoffentlich noch etwas hören oder lesen.

Zu lesen bekam ich in den letzten Tagen einige Meldungen, die gut zum Thema passen und die aufzeigen, wie weit es schon gekommen ist mit dem Überwachungswahn:

  • In den USA soll ein Sechsjähriger der Schule 45 Tage in eine Besserungsanstalt, weil er voller Stolz sein Campingbesteck mitbrachte, das er als Pfadfinder bekommen hatte. Eigentlich nur verständlich, denn es werden zur Terrorabwehr schließlich auch Nagelfeilen auf Flughäfen einkassiert, aber eine vergleichsweise drakonische Strafe ist hier meiner Meinung nicht angebracht.
  • In Niedersachsen werden Besucher von Moscheen ungefähr 7 mal im Jahr einer Ausweiskontrolle unterzogen. Innenminister Schünemann sieht darin aber keinen Generalverdacht. Viele Gläubige verzichten NDRinfo zufolge aber bereits auf den Moscheebesuch, wenn sie Polizeipräsenz bemerken. Und womit? Mit Recht.
  • Und in England muß sich jeder registrieren lassen, der mit Kindern zu tun hat, die nicht die eigenen sind. Dabei wird auch ein Risiko-Profil von verdächtigen Personen unter Berücksichtigung von „Interessen, Einstellungen, Beziehungen und Lifestyle“ erstellt. Wenn also eine Putzfrau in einem Haushalt mit Kindern tätig sein will, dann muß sie sich bei der „Independent Safeguarding Authority (ISA)“ registrieren lassen. Tut sie das nicht, drohen 5000 Pfund Strafe und ein Umgangsverbot mit Kindern.

Diese Maßnahmen hinterlassen zumindest bei mir nicht das Gefühl der Sicherheit, sondern ein ganz mulmiges.

Update: Die von mir gewünschte Stellungnahme von Gerhart Baum zu den Koalitionsverhandlungen ließ nicht lange auf sich warten, der WDR hat ihn heute morgen interviewt. Er sieht die Vereinbarung zum Zugangserscherungsgesetz als klaren Sieg für seine Partei:

Die FDP hat hier ganz klar Bürgerrechte durchgesetzt und gestärkt. Das ist das Ziel auch für die weitere Arbeit in der Bundesregierung. Wir haben hier auf Feldern gekämpft und gewonnen, auf denen die SPD sich nur halbherzig reingehängt hatte oder schnell eingeknickt ist. Außerdem hat es sich gezeigt, dass der Satz von Herrn Bosbach, dass es keine Änderungen geben werde, schlichtweg nicht stimmt. Und das freut mich.

Die Zeit spricht allerdings von einem Pyrrhus-Sieg.

Peter Murphy ist heute in Hamburg

Peter Murphy, charismatischer Sänger von Bauhaus und Godfather of Goth, gibt heute ein Konzert in der Hamburger Fabrik. Leider kann ich nicht dabei sein.

Ich habe Peter Murphy bisher zweimal live gesehen, das erste Mal 1992 bei der WDR-Rocknacht in Düsseldorf, das zweite Mal 1998 mit Bauhaus im Hamburger Docks. Hm, long time no see.

Als kleine Entschädigung für mich, mein Lieblingslied aus dem Jahr 1986, Tale of the Tongue:

DirectTale

Warwick = Ausbeuter

Als Bassist kenne ich selbstverständlich die Firma Warwick. 1982 vom Sohn des Framus-Gründers im Oberfränkischen ins Leben gerufen hat sich Warwick bald einen klingenden Namen in der Szene gemacht. Im oberen Preissegment angesiedelt, blieben die Edelbässe allerdings für viele Bassisten nur ein Traum.

Ein Alptraum hingegen sind die Arbeitsbedingungen bei Warwick, die Stern.de gestern an’s Licht brachte:

Vor kurzem lobte Bundespräsident Horst Köhler ausdrücklich die Mitbestimmung von Arbeitnehmern. Nun besuchte er eine sächsische Firma, die ihre Mitarbeiter ausbeutet und einen Betriebsrat verhindert.

Mitte der 90er war Warwick nach Sachsen umgesiedelt, schmückt sich weiterhin mit klingenden Endorser-Namen wie Marco Hietala (Nightwish) oder Chris Lukhaup (ex-Leaves‘ Eyes) und ist bei Gewerkschaftlern und Arbeitsrechtlern eher negativ behaftet:

Dabei gibt es in der hippen Gitarrenschmiede weder einen Betriebsrat noch Mitbestimmung – und die Arbeitsbedingungen sind selbst für den ostdeutschen Musikinstrumentenbau, wo traditionell wenig gezahlt wird, hart. (Stern.de)

Jonas (Kontrabassblog) hat die Geschichte beim Bass-Blogger aufgegriffen (der sie wiederum von mir via Twitter bekommen hat 😉 ) und Auszüge aus einer Stellenausschreibung der Firma Warwick veröffentlicht:

„was suchen wir nicht: Einen Mitarbeiter der nur einen Job sucht und für den nicht der Job in einem Unternehmen wie Warwick ein Traum ist, sein Hobby zu verwirklichen. Das Einkommen darf keine Rolle für Sie spielen (…) Voraussetzung: Umzug mit Hauptwohnsitzort Markneukirchen, Arbeitszeiten: Montags bis Freitags von 08:30 bis 19:00 Uhr, oft auch später, manchmal auch früher, 3 Samstage pro Monat von 10:00 bis 14:00 Uhr. Es kann auch schon mal vorkommen, das wir Samstags und Sonntags arbeiten (…) Sonstige Konditionen: Urlaub 20 Tage, 3 Tage Karrenzregelung. Ferner arbeiten wir an 2 Feiertagen (…). Urlaub: viele Mitarbeiter nehmen aber nicht die 20 Tage sondern max. 10 bis 15 Tage (…).“

und fügt treffend hinzu:

Vielen Selbständigen mag ein solches Arbeitspensum irgendwie bekannt vorkommen. Auch in vielen kleinen oder mittleren Handwerksbetrieben, ob im Instrumentenbau oder anderswo, geht es sicher nicht viel anders zu. Ob nun angestellt oder selbstständig – die Grenzen zwischen Ausbeutung und Selbstausbeutung können fließend sein. Sein Hobby zum Job machen – mit diesem Angebot schaffen es manche Branchen, billigen und dennoch motivierten Nachwuchs zu rekrutieren. Um sich in Traumberufen wie Gitarrenbauer, Schneiderin, Journalist, Grafik-Designer oder anderen coolen Medienberufen selbst zu verwirklichen, nehmen eben viele Arbeitsbedingungen hin, zu denen sie als Fahrkartenkontrolleur eher nicht arbeiten würden … und auch Musikern ist das Problem ja nicht ganz fremd.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Warwick stellt sich damit auf eine Stufe mit Lidl, Schlecker und anderen, die es mit den Arbeitsbedingungen nicht ganz so genau nehmen. Das schmälert schließlich auch den Unternehmensgewinn.

Ach so: In Sachsen werden weiterhin Edelbässe gebaut, die preislich zwischen 850 € und ach, sag mal ’ne Zahl angesiedelt sind, die Warwicks im unteren Preissegment werden in Asien gefertigt.