God created a few perfect people, the rest are right-handed. (Unbekannter Verfasser)
Ich bin gern Linkshänder. Natürlich stößt man im täglichen Leben auf vielfältige Schwierigkeiten, von denen Rechtshänder nicht mal ansatzweise etwas ahnen können, aber als Linkshänder lernt man, sich damit zu arrangieren. Gezwungenermaßen. Klassiker sind z. B. ergonomisch angepaßte Scheren, die natürlich nur an die rechte Hand ergonomisch angepaßt sind, oder Sparschäler, die man nur mit der rechten Hand benutzen kann. Da heißt es dann blitzschnell umdenken und die rechte Hand benutzen, versuchen, doch mit links zu schälen oder gleich geschälte Kartoffeln im Glas kaufen. Ich versuche es immer wieder mit rechts und verletzte mich dabei regelmäßig. Vielleicht sollte ich ins Emo-Lager wechseln und fortan genießen, wie die Haut auseinander klafft und das warme Blut pulsierend aus der Wunde strömt…
Man kann aber auch Nachteile zum Vorteil wandeln. Ich mag es zum Beispiel nicht, auf einer Mukker-Party eine spontane Jam-Session mitzumachen. Das liegt einerseits daran, dass ich kein großes Improvisationstalent bin und mir andererseits selbst Klassiker der Musikgeschichte nicht merken kann. Viele dieser Klassiker möchte ich auch überhaupt nicht spielen können, aber das ist ein anderes Thema. Mit Erfolg verwende ich daher die Ausrede, ich würde ja gern mitspielen, es wäre aber keine Gitarre für Linkshänder vorhanden (denn meine lasse ich selbstverständlich gern zuhause). In Wirklichkeit ist es aber so, dass ich durchaus auf einer Rechtshändergitarre spielen kann. Ich halte sie links herum und spiele die Feld-, Wald- und Wiesenakkorde entsprechend, Barré-Griffe sowieso. Vielleicht sollte ich davon mal ein Video machen, aber dazu fehlt mir noch ein Quantum Selbstdarstellungsdrang.
Mein anderes Hobby Handball ist die einzige Sportart, bei der Linkshänder und Rechtshänder gleichermaßen wichtig sind. Da es aber weniger Linkshänder in der Bevölkerung gibt (nur etwa 10%), sind diese sehr begehrt und haben gerade in den unteren Ligen Seltenheitswert. In meiner Mannschaft herrscht mit 4 Linkshändern, einer davon unser Trainer, der pure Luxus. In der letzten Saison waren wir sogar 5 Linkshänder.
Jetzt muß ich aber langsam die Linkskurve kriegen, denn worauf ich hinaus möchte, ist die Studie der Universitat von Abertay Dundee (England), nach der Linkshänder gehemmter sind als Rechtshänder:
Verhaltensforscher vermuten, dass die Tendenz, eher zögerlich oder impulsiv zu handeln, unterschiedlichen Hirnhälften zugeordnet ist. Die Ergebnisse könnten daher auf diese unterschiedliche Verschaltung zurückzuführen sein, erklärt Studienleiterin Lynn Wright, die selbst Linkshänderin ist. Während bei Rechtshändern eher die linke Hirnhälfte dominant ist, ist es bei Linkshändern eher die rechte, die negative Gefühle zu verarbeiten scheint. (Zitat: Wissenschaft.de)
Allerdings sei dieses Phänomen bei linkshändischen Frauen noch ausgeprägter. Bin ich froh, dass ich ein Mann bin, sonst wäre wohl tatsächlich ein Emo-Mädchen geworden. Denn in der Tat kann ich die Studie aus eigener Sicht bestätigen, ich würde mich auch eher als zurückhaltend, fast ängstlich bezeichnen. Deshalb spiele ich auf Mukker-Partys auch nicht gern „Smoke on the water“ mit, wenn ich mich verspiele, lachen bestimmt alle.
Irgendwann zeige ich es allen und mache ein Video, wie ich auf einer Rechtshändergitarre „Stairway to heaven“ spiele – vom Blatt versteht sich.