Peter Murphy, charismatischer Sänger von Bauhaus und Godfather of Goth, gibt heute ein Konzert in der Hamburger Fabrik. Leider kann ich nicht dabei sein.
Ich habe Peter Murphy bisher zweimal live gesehen, das erste Mal 1992 bei der WDR-Rocknacht in Düsseldorf, das zweite Mal 1998 mit Bauhaus im Hamburger Docks. Hm, long time no see.
Als kleine Entschädigung für mich, mein Lieblingslied aus dem Jahr 1986, Tale of the Tongue:
Das Shoegaze-Revival hat für mir in erster Linie die Erkenntnis gebracht, was Shoegaze überhaupt bedeutet, denn obwohl ich The Jesus and Mary Chain und My Bloody Valentine in meiner Plattensammlung habe, wußte ich nie, dass sich unter anderen diese Bands hinter diesem Begriff verbergen. So ist es aber auch nicht verwunderlich, dass ich eine Shoegaze-Band der neuesten Generation (manche sagen „Newgaze“ oder „Nugaze“) in mein reines Herz geschlossen habe, nämlich The Pains Of Being Pure At Heart aus New York, USA.
Samstag hatte ich die Gelegenheit, TPOBPAH live im Knust in Hamburg zu sehen. Im Rahmen des „Feedback Fever Festivals“ wurden sie von der Londoner Band Longview supportet, doch zunächst gab es einen „long view“ auf die leere Bühne. Statt wie angekündigt um 20 Uhr ging es erst nach 21 Uhr mit Live-Musik los. Die Songs erinnerten mich am ehesten an The Cure zu „Desintegration“-Zeiten, der Gesang an Reamon. Ich hatte mir auf der Myspace-Seite der Band vorher nur den Titel „Further“ anhören können, der wurde auch gespielt und als „neues Stück“ angekündigt. Zum letzten Song holten sich Longview Unterstützung von Mark Gardener (Ride) an der Gitarre. Alles in allem ein runder Auftritt und eine schöne Einstimmung auf den Hauptact: The Pains Of Being Pure At Heart.
Nach einer gefühlt nicht enden wollenden Umbaupause – obwohl da jetzt soviel gar nciht umgebaut werden mußte – betraten TPOBPAH unterstützt von Tour-Gitarrist Christoph Hochheim die Bühne. Was soll ich schreiben? Der Gig war absolut und nur positiv. Schon lange vorher, als Bassist Alex und Sänger Kip höchstpersönlich den Merchandise-Stand bestückten, fand ich sie sympathisch; keine großen Rock-Star-Allüren, sondern einfach die T-Shirts selbst verkaufen (obwohl mit der Stand im Molotov mit Katie Harkin und Kelly Southern optisch besser gefallen hatte). Der Sound war anständig und die Band spielte munter Stück um Stück, ohne große Pausen oder Ansagen. Ich konnte mir die Setlist nicht merken, aber ich denke, sie wich nicht von der Pariser und der Kölner ab und sah dann so aus:
Doing All The Things That Would’nt Make Your Parents Proud
This Love Is Fucking Right!
Young Adult Friction
Come Saturday
The Tenure Itch
Stay Alive
103
Everything With You
Pains Of Being Pure At Heart
Hey Paul
Gentle Sons
Beim vorletzten Lied ging die schöne Fender Jaguar von Kip kaputt. Irgendwas hatte sich aufgelöst, jedenfalls suchte Kip auf dem Boden nach kleinen Einzelteilen. Er mußte dann kurz von der Bühne gehen und kam mit der semiakustischen Gibson von Longview-Gitarrist Doug Morch zurück. Leider war dann auch schon Feierabend und Kip und Alex begaben sich wieder an den Merchandise-Stand, wo ich dann auch noch einkaufte.
Es gibt sogar ein kurzes Video – Come Saturday – vom Gig im Netz:
Freitag spielte die britische Indie-Rock-Band Sky Larkin, die ich bereits erwähnte, im Hamburger Club Molotow und ich war dabei. 🙂
Außerdem war das ebenfalls britische Trio Johnny Foreigner als Support dabei. Die drei, von denen übrigens keiner „Johnny Foreigner“ heißt, legten ordentlich schnell und laut los. Eyecatcher war Bassistin Kelly Southern. Girls on Bass are so damn sexy. 😉
Zwischendurch fragte der Sänger ins Publikum „Why are there so many Sex Shops out there?“ und bekam darauf die Auskunft, dass man sich im „Red Light District“ befinden würde. Soviel sollte man doch schon über Hamburg wissen, auch wenn man aus Birmingham kommt. Remember, we saw the Beatles first. 😉
Im Vorfeld hatte ich mich nicht mit Johnny Foreigner beschäftigt, das habe ich aber nach dem Konzert schleunigst nachgeholt. Ende letzten Jahres veröffentlichte die Band ihr Debüt-Album „Waited Up Til It Was Light“, aus dem auch das obige Video stammt. Live kamen sie mir ein wenig heftiger vor als auf dem Video, aber so gefällt mir das auch besser.
Sky Larkin haben mich auch live voll überzeugt, die CD „The Golden Spike“ habe ich in letzter Zeit rauf und runter gehört (auf der Strecke HH – SL kann man sie genau zweimal hören ;-)). Ich weiß jetzt auch, warum Schlagzeuger Nestor Matthews auf der Myspace-Seite „Duracell-Häschen“ genannt wird, der ist echt gut an den Drums und ordentlich in Gange. Das Konzert kam mir insgesamt viel zu kurz vor, ich glaube Sky Larkin haben nur etwas über eine Stunde lang gespielt, zweimal wurden sie vom Publikum zu einer Zugabe „genötigt“, dann war aber Feierabend. Schade, aber auf der nächsten Tour nach dem nächsten Album haben Katie Harkin und ihre Mitmusiker hoffentlich mehr Material. Ihnen schien der Gig auch Spaß gemacht zu haben.
Ich habe ein paar Fotos gemacht (siehe oben), leider war das Licht im Molotow nicht so gut. Bei Vimeo gibt es neben einigen Musikvideos eine vierteilige Dokumentation über die Band mit Live-Versionen aller Songs des Debüt-Albums und der Geschichte der Band, erzählt von den Musikern selbst:
Domenica Niehoff, Deutschlands prominenteste ehemalige Prostituierte und Sozialarbeiterin, ist gestern im Alter von 63 Jahren in Hamburg an einer Lungenerkrankung gestorben.
Vor ein paar Jahren habe ich im Rahmen einer Konferenz als Abendveranstaltung eine Kiez-Führung („Nur gucken, nicht anfassen“) mitgemacht. Da ist unserer Gruppe Domenica vor irgendeiner Kneipe begegnet, hat kurz aber nett mit uns geplaudert und uns erzählt, Jan Fedder würde ein paar Kneipen weiter Geburtstag feiern. Da sind wir dann aber nicht mehr hingegangen.
Ich habe mir übrigens in dem Zusammenhang auch gleich noch die Videos der erstenbeiden Twitterlesungen in Berlin angeschaut und muß sagen, dass die Hamburger bisher die beste Veranstaltung war, auch wenn die erste Lesung mit Prominenz wie Sascha Lobo und Johnny Haeussler aufwarten konnte. Aber entscheidet selbst. 😉