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Dänemark: 95% der Musik ist illegal?

Ein Beispiel für (fast) erfolgreiche Lobbyarbeit aus Dänemark: Die dortige Handelsministerin Pia Olsen Dyhr ging mit falschen Zahlen der Musik-Lobby hausieren, um damit die Notwendigkeit von ACTA zu rechtfertigen, wie Netzpolitik.org berichtet. 95% der im dänischen Internet heruntergeladenen oder gestreamten Musikstücke würden aus illegalen Angeboten stammen.

In der investigativen dänischen Fernsehsendung „Detektor“ wurde dieser Fall publik gemacht und der Zahl auf den Grund gegangen. (Das Video ist mit deutschen Untertiteln versehen.)

Fakt ist, dass die Zahl „95%“ vor 3 bis 4 Jahren ermittelt wurde und die globale Situation widerspiegelt, zudem noch vor dem Durchbruch von z. B. Spotify. Für Dänemark konnte im November 2010 von der KODA, dem dänischen Pendant zur GEMA, nur die Zahl erhoben werden, dass die Hälfte der Musikdownloads bezahlt wurden – was allerdings nicht den Umkehrschluß zuläßt, dass die andere Hälfte illegal sei, wie auch Pia Olsen Dyhr am Ende der Reportage zugab.

Das erinnert mich sehr an Ursula von der Leyen, die in der damaligen Debatte um das Zugangserschwerungsgesetz (ZugErschwG) ebenfalls versuchte, falsche Fakten durch ständiges Wiederholen wahr werden zu lassen.

Geheime Petition gegen Bruno Kramm

In den letzten Monaten habe sicher nicht nur ich Bruno Gert Kramm als einen der Köpfe der Anti-ACTA-Bewegung wahr genommen. Schließlich ist er die Stimme des von ihm übersetzten Anonymous-Videos „Was ist ACTA?“ und war als Redner bei der Demos in München (11.02.12) und Nürnberg (25.02.12) präsent.

Die Anti-ACTA-Bewegung ist natürlich hoch erfreut, wenn sie Unterstützung von einem Kulturschaffenden bekommt, der eigentlich ja zu den Befürwortern von ACTA gehören müßte. Und aus dem Lager kommt Kritik an Bruno Kramm: Der Musikverwerter Stefan Herwig (Dependent) hat gar eine Petition (pdf) an Vertreter der Musikbranche verteilt, die Kramm auffordert, „das desinformierende „Was Ist ACTA“ Video von YouTube zu löschen UND sich von seinen Falschinformationen öffentlich zu distanzieren“ sowie an YouTube gerichtet, ein selbst produziertes Video „Was ist ACTA Nicht“ „gleichrangig neben das desinformierende „Was Ist ACTA“ Video zu stellen, damit sich die Nutzer ein neutrales Bild vom Wahrheitsgehalt des Videos und den wirklichen Inhalten des ACTA-Abkommens machen können.“

Eine Stellungnahme von Bruno Kramm dazu wurde in der Flaschenpost veröffentlicht, dem Nachrichtenmagazin der Piratenpartei, als dessen Mitglied sich Kramm dort ebenfalls geoutet hat. Willkommen an Bord!

Stopp ACTA

Morgen ist der von der Piratenpartei und zahlreichen anderen Institutionen ausgerufenen ACTA-Aktionstag. In vielen deutschen Städten werden Demos stattfinden.

Damit jeder nochmal nachlesen und -hören kann, was es mit ACTA auf sich hat, auch um Freunde, Bekannte und Verwandte zu sensibilisieren, stelle ich hier nochmal die meiner Meinung nach besten Informationen zusammen.

Zunächst gibt es als Einführung das von Bruno Kramm (Das Ich, Danse Macabre) synchronisierte Video „Was ist ACTA„:

Die Süddeutsche Zeitung hat ein Interview mit Bruno veröffentlicht, in dem sich der Musiker und Labelchef zu den ACTA-Protesten und dem Urheberrecht im Allgemeinen äußert.

Michael Seemann hat einen Text für seine „nicht so netzpolitisch interessierten Freunde“ geschrieben, den er auch über Facebook verbreitet hat und der auch für Nicht-Nerds verständlich ist.

Die Digitale Gesellschaft hat schließlich eine Übersetzung der FAQ von EDRi (European Digital Rights) veröffentlicht sowie eine eigene Informationsseite über ACTA.

Es gibt auch eine Petition, die die Mitglieder des EU-Parlaments auffordert, die Ratifizierung von ACTA abzulehnen. Bisher haben über 2 Millionen Bürger aus ganz Europa unterzeichnet.