Zun Bier hau ich ein andern gern ma auffe Fresse


Foto: Bruno Girin

Ich habe ja auch mal geraucht und kenne die selbstbetrügerischen Rechtfertigungen, die ein Raucher mit sich führt. „Ich rauche gern“, „Ich rauche gar nicht so viel“, „Ich kann jederzeit aufhören“, „Raucher sind Genußmenschen“, „Rauchen ist cool“ und so weiter und so fort. Viele habe ich schließlich selbst gebraucht. Heute morgen hörte ich im Autoradio eine Reportage aus einem niedersächsischen Dorfkrug, dessen rauchende Wirtin eine Ausnahmegenehmigung beantragen wird, das hat sich Chef-Universal-Lobbyist Wulf so ausgedacht, weil sie um 50% ihrer Gäste fürchtet und dass die Versammlungen des Schützenvereins und ähnliche Gesellschaften in Privaträumen stattfinden würden, sollte ein Rauchverbot im Krug bestehen. Nach einem Nichtraucherraum hätte bei ihr noch niemand gefragt und man solle doch Rauchverbote dort verhängen, wo sich Kinder aufhalten (öffnet die Kneipe erst um 22 Uhr?) oder am Arbeitsplatz (ist eine Kneipe nicht auch ein Arbeitsplatz?). Die Raucher sehen das Nichtraucherschutzgesetz eher als Raucherdiskriminierungsgesetz und sich selbst in der Opferrolle („Als Raucher fühlt man sich ja schon wie ein Mensch zweiter Klasse.“) Auch viele Nichtraucher sind so tolerant, dass es sie nicht stört, wenn am Nebentisch geraucht wird. Dabei nehmen sie aber immer eine Körperverletzung gegen sich in Kauf, nach dme Motto „Der Klügere gib so lange nach, bis er der Dumme ist“. Wie wäre es, wenn ich in den niedersächsischen Dorfkrug käme, ein Bier bestellen würde und mich zum Nebentisch wenden würde, mit den Worten: „Tschuldigung, junge Frau, zum Bier hau ich ein Andern gern ma auffe Fresse, würde sie dat stören?“ Und nach einem zart gehauchten „Nein, überhaupt nicht.“ hätte sie schon eine sitzen. Ach, tolerante Menschen sind doch die angenehmsten Zeitgenossen. Und, liebe Raucher, das Argument, dass wir schließlich auch von Atomkraftwerken verstrahlt und aus Fabrikschloten und Autoauspuffen vergiftet werden, zieht nicht, denn ein Unrecht kann ein anderes Unrecht nicht legitimieren. Tröstet euch, die Atomkraftwerke, Fabrikschlote und die Touareg- und Cayenne-Fahrer sind ja auch noch dran.

Ich gehe selten genug in Kneipen und wenn, dann ärgere ich mich hinterher über meine verqualmten Klamotten. Vielleicht besteht da ein Zusammenhang.

  • Ms Purple

    Tja, oftmals ist es so, dass ehemalige Raucher die militantesten Nichtraucher werden... Was bitte haben Kinder - auch um 18 Uhr abends - in einer Kneipe zu suchen? Und Nein, ich fuehle mich nicht in der Opferrolle! Ich rauche gern - und nicht deswegen, weil ich nicht aufhoeren kann! Ich habe keine Lungenschmerzen, sonst wuerde ich es nicht tun! Aber, ich finde es schon sehr interessant, dass die Nichtraucher von unseren Einzahlungen in der Krankenkasse profitieren: Intern haben die Kassen schon laengst Angst vor dem Rauchverbot, denn das teuer sind nicht die Erkaeltungen oder auch Raucherbeine, die teuren Krankheiten kommen im hohen Alter, mit ueber 70, wenn man monatelang an Schlaeuchen etc. haengt - und das erleben die Raucher meistens nicht mehr! Also muesste ich eigentlich, von Ihnen einen Orden bekommen!

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert