Lieber Franz Josef Wagner,
ihr heutiger Brief an die Eltern von Tim (dem Amokschützen von Winnenden) ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten, aber sie werden es in einem ihrer nächsten Briefe sicher trotzdem schaffen.
Sie erkennen zwar ganz richtig, dass die Eltern große Schuld auf sich geladen haben, allerdings nicht ganz so, wie sie es aufgeschrieben haben. Sie lasten den Eltern an, nicht erkannt zu haben, dass sie ihr „ertrinkendes Kind nicht über Wasser und an der Luft gehalten“ haben, „bis sein Atem wieder ruhig wird“. Nun, wenn die Eltern die Situation nicht erkannt haben, warum befand sich Tim K. dann in psychatrischer Behandlung? Es muß den Eltern also durchaus bewußt gewesen sein, dass ihr Sohn Probleme hatte. Unglaublich, dass sie auf die Ferne binnen weniger Stunden so detailierte Schlüsse über das Familienleben der K.’s ziehen können.
Die Schuld der Eltern liegt im Waffenarsenal des Vaters, es ist schon schlimm genug, wenn man überhaupt 16 Schußwaffen und gleich mehrere Tausend Schuß Munition im Haus hat und diese gemäß Waffenrecht lagert. Wer allerdings ein Kriegswaffe – und nichts anderes ist eine 9mm Beretta-Pistole – nebst 100 Schuß Munition unverschlossen im Schlafzimmer aufbewahrt, der handelt fahrlässig und sollte sich auch entsprechend verantworten müssen.
Davon ist in ihrem Brief aber keine Rede, warum nicht? Wollen sie die konservativen Sportschützen nicht aus ihrer Leserschaft vergraulen? Aber so viel Kalkül traue ich ihnen eigentlich nicht zu.
Auf jeden Fall haben sie es einmal mehr geschafft, den widerwärtigsten Text im gesamten Internet zu verfassen. Da kommen die vielen Blogger und Twitterer nicht mit.
♥-lichst
Ihr M. Schmidt